Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Einfach Bergisch 02-2014

10 einfach BERGISCH Die Spindeltreiberinnen treffen sich alle vier Wochen samstags von 14 bis 17 Uhr im Gemeindehaus, Johann-Sebastian-Bach-Straße 18, Remscheid. Kontakt: Elke Hennig- Neumann, Telefon 02191 76073 Rund um das Spinnen gibt es viele Märchen, aber auch Sprichworte. „Spinne am Mor- gen, bringt Kummer und Sorgen, spinne am Abend erquickend und labend“ hat eben nicht, wie viele meinen, mit den Spinnentieren zu tun. Sondern damit, dass, wer schon morgens spann, sich damit den Lebensunterhalt verdiente. Wer sich den Luxus leisten konnte, das erst am Abend zu tun, nahm es als geselligen Zeitvertreib. „Die spinnen doch, die Remscheiderinnen!“ Die Spindeltreiberinnen treffen sich schon seit 30 Jahren. Das Handwerk Spinnen, das sie ausüben, aber ist viel älter – so alt wie die Menschheit selbst. W er heute einen Pull- over aus dem Schrank nimmt, der weiß wohl kaum, wie einmal alles begann: Wahrschein- lich hat vor vielen 1000 Jahren ein Mensch ein Haarbüschel mit Tierhaaren in der Hand zu einem Faden gedreht. Und die ersten Hand- spindeln waren einfach nur Stöckchen mit einem kleinen Haken oder einer Kerbe zum Aufwickeln des Fadens. Noch heute gibt es viele Länder auf der Erde, in denen auf diese mühsame und langwierige Art aus der Roh- faser ein Garn gesponnen wird. „Vor einiger Zeit hat mich auf einem Markt, auf dem wir vertreten waren, eine Dame aus Afrika an- gesprochen. Sie wollte wissen, wo sie denn für ihre Mutter, die eben noch mit der Hand spinnt, so ein Spinnrad kaufen kann, wie ich es benutze.“ Elke Hennig-Neumann konnte helfen. Schließlich ist sie nicht nur von An- fang an bei der Remscheider Frauengruppe der Spindeltreiberinnen dabei, sondern die ehemalige Sonderpädagogin kennt sich mit dieser traditionsreichen Kunst bestens aus. Sie erzählt, dass in Europa ungefähr im 13. Jahrhundert das Rad auch das Spinnen von Garnen aus Pflanzen- oder Tierfasern erleich- terte. „Es waren keineswegs immer Frauen, die gesponnen haben“, weiß sie. „Sondern das war auch eine Beschäftigung der Schäfer an den langen Winterabenden.“ Die ersten Rä- der wurden mit einer Hand gedreht, während die andere den Faden hielt. Viel später kamen die Spinnräder, die mit dem Fuß angetrieben wurden. Erst damit waren beide Hände frei, um die Wolle zu halten und zu ziehen. „Vor allem im 19. Jahrhundert entstanden die Spinnstuben“, sagt Elke Hennig-Neumann. „Man saß zusammen und erzählte sich das Neueste – nicht viel anders, als unsere Gruppe, die Spindeltreiberinnen, das heute noch tut“, lächelt sie. Denn das gleichmäßige Bewegen von Händen und Füßen im selben Takt und das Klappern der Spinnräder haben etwas Beruhigendes, ja Meditatives. „Das entspannt und lässt Raum für Gedanken und Gespräche.“ Die jüngste Spindeltreiberin ist 26, die Älteste 75 Jahre alt, und Gäste sind bei den Gruppen- treffen immer willkommen. Wenn alle zusam- men sind, geht es auch um andere kreative Spindeltreibertreffen Techniken, wie etwa das Färben von Garnen, das Filzen, Stricken und Häkeln. Aber ebenso um verschiedene Materialien, wie Wolle, Sei- de, Alpaka oder Mohair, und natürlich auch um alle Themen, die die Mitglieder interessie- ren. Vor allem aber wollen die Spindeltreibe- rinnen diese alte Technik bewahren und neue Interessenten dafür gewinnen. „Deshalb gehen wir zum Beispiel ins Lenneper Tuchmuseum zur diesjährigen Nacht der Kultur und führen dort das Spinnen vor“, sagt Elke Hennig-Neu- mann zu der Veranstaltung, die am 26. Okto- ber stattfindet. Aber auch auf Hof-Festen, bei Seniorentreffs oder dem Weihnachtsmarkt am zweiten Advent vor der evangelischen Paulus- kirche am Hasten sind die Spindeltreiberinnen mit ihrem Handwerk zu sehen. Gabriele Müller Fotos:SimoneBahrmann einfach schick Die Gruppe trifft sich nicht nur zum gemeinsamen Spinnen, sondern auch, um sich auszutauschen.

Seitenübersicht