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Einfach Bergisch 02-2014

50 einfach BERGISCH einfach heim In den 14 Jahren, die Lazica nun in der Vil- la Seyd lebt, ist er spürbar mit seinem Domizil verwachsen. Immer wieder muss er schmunzeln, wenn Besucher, die das erste Mal die rondellför- mige Eingangshalle betreten, sich mit großen Augen und offenem Mund umblicken – und gar nicht wissen, worüber sie mehr staunen sollen: überdieverzierten,teilsmitBlattgoldversehenen Säulen, die Gemälde an Wänden und Decke oder das große Glasdach in der Kuppel. Da schlüpft der Mediziner dann gerne in die Rolle des Frem- denführers und begleitet seine Gäste fachkundig und mit Herzblut durch die Etagen. Dabei startet er gerne im Dachgeschoss. Dort ist das Dach in Teilen trotz erfolgter Sanierung noch immer un- dicht, weswegen das große schmucke Fenster mit den Bleiverglasungen leider durch eine Holzver- schalung abgedichtet ist. „Hier oben befinden sich sieben Wohnungen, von denen vier ein Turm- zimmerchen noch oberhalb des Rondells haben, zu dem jeweils eine kleine Treppe hinaufführt“, weiß Lazica zu berichten. Aus Denkmalschutz- gründen ist unter dem Dach übrigens ein großes, gusseisernes Gewinde erhalten, das noch aus der Zeit der Seyds stammt: „Damit wurde früher der Kronleuchter herabgelassen und wieder hinauf- gezogen.“ Über eine Nebentreppe für die Bediensteten – die große Prachttreppe war den „Herrschaf- ten“ vorbehalten – führt Lazica die Besucher ins Souterrain. Dort gibt es unter einer Bodenklappe etwas Wunderliches zu entdecken: „Von hier aus führt ein Geheimgang zum Belvedere-Türmchen an der Kohlstraße“, erzählt er. Dorthin bezie- hungsweise zu dort wartenden Mätressen soll sichderFabrikantSeydaufdiesemunterirdischen Weg regelmäßig aufgemacht haben“, berichtet Lazica. „Seine Frau, so heißt es, sei schwermütig gewesen. Aber verbürgt ist das nicht.“ Wie auch immer – verewigen lassen hat sich das Fabrikanten-Ehepaar mit zwei Konterfeis in dem Deckengemälde des großen Prachtsaals zur ehemaligen Gartenfront hin, in den man von der großen Empfangshalle gelangt. Ein wenig erin- nert es an Fürstenporträts vergangener Zeiten. „In diesem Salon haben wir Mieter vor einigen Vermutlich würde die Villa fast verwaist wir- ken, wären da nicht die „Ströppkes“. Das sind die Kinder der gleichnamigen privaten Großta- gespflege, die sich seit zweieinhalb Jahren in der Beletage, also in der ersten Etage, befindet. Neun kleine „Ströppkes“ – das Jüngste ist elf Mona- te, das Älteste zwei Jahre alt – haben von 8 bis 16 Uhr ein wahrhaftes Paradies zur Verfügung: Allein der große Spiel- und Aufenthaltsraum ist rund100Quadratmetergroßundwurdeentspre- chend dem Stil der Villa von den beiden Betrei- berinnen der „Ströppkes“, Sabrina Zawada und Dunja Elmarssee, romantisch-verspielt einge- David Lazica lebt mit seiner Frau in einer Wohnung im Obergeschoss der Villa und mag vor allem das Ambiente. An den Decken und Wänden des dreieinhalb-geschossigen Gebäudes finden sich allerhand prunkvolle Malereien. Die Verzierungen, die zum Teil mit Blattgold veredelt sind, sorgen für einen beeindruckenden Gesamteindruck. Jahren noch gefeiert, und sogar Hochzeiten ha- ben hier stattgefunden“, erzählt Lazica. „Damals wohnte hier eine Tango-Tänzerin. Die Stadt Wuppertal ist ja bekannt für ihre lebendige Tan- go-Szene“, erzählt er. „Da haben wir uns, als man noch nicht so viel Arbeit hatte wie heute, abends hier zu regelrechten Tango-Events getroffen. Und einen leckeren Rotwein gab es auch immer.“ Der Flügel des Salons ist inzwischen verschwun- den, der Saal verschlossen. Ohnehin sei es zuletzt sehr ruhig geworden in der Villa Seyd, denn die meisten der Bewohner gehen tagsüber ihrer Ar- beit nach.

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