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Einfach Bergisch 02-2014

54 einfach BERGISCH einfach historisch burger wünschten sich vor allem endlich eine Friedhofskapelle. Danach wurde ich gleich am ersten Tag gefragt.“ Der Wunsch wurde im Kirchenvorstand erhört, die Kapelle ein Jahr nach Vos' Ankunft im Stadtteil eingeweiht. Mit viel Engagement die Gemeinde neu gestaltet Der Kirchenvorstand nahm auch andere Projekte in Angriff. „Als ich herkam, gab es hier eine Holzbaracke, in der der Kindergarten untergebracht war“, sagt Vos. Ein neuer Kin- dergarten wurde gebaut, später das Pfarrhaus restauriert. Dort hatte Pater Vos in den ersten Jahren gewohnt. „Mein Vorgänger hat sogar Hühner im Keller des Hauses gehalten“, erzählt er schmunzelnd. Es folgten der Bau des Küs- terhauses durch das Bistum und die Restaurie- rung der baufälligen Kirche. „Seit ich hier bin, haben wir das Gotteshaus mehrfach saniert“, sagt er. „Zweimal von innen und einmal kom- plett von außen.“ In den ersten 30 Jahren habe man praktisch nur gebaut. Die Gemeindeglie- der waren dabei eine große Hilfe. So wurden in den 1960er-Jahren die 22 Meter langen, hellblauen Teppiche in der Kirche von Frauen aus der Gemeinde geknüpft – in Handarbeit. „Und die Kissen mit dem Kreuz unseres Or- dens hat meine Mutter in Holland gemacht“, erzählt Vos. Einer der größten Schätze in der Klosterkirche ist das Altargemälde aus der Schule von Peter Paul Rubens. Es stammt von seinem Schüler Anthonis van Dyck. In der Sa- kristei befindet sich das älteste Stück Stoff aus dem 15. Jahrhundert. Und in der noch vor- handenen Hälfte des Kreuzgangs gibt es ein kleines Museum, das vornehmlich Fundstücke zeigt, die bei Bauarbeiten gefunden wurden, sowie ein Modell des Klosters. „Dieser Bereich ist aber nicht öffentlich zugänglich“, sagt Vos. 2002 ist Pater Vos im Alter von 75 Jahren in den Ruhestand gegangen. Beyenburg wur- de zur Heimat des gebürtigen Niederländers. Heute lebt er gemeinsam mit Bruder Dirk im Klostergebäude, das sich südöstlich an die Kirche anschließt. Ihr Leben ist ruhig, unter- scheidet sich wenig vom Alltag anderer. „Man kann mit zwei Brüdern nicht das klassische Klosterleben aufrechterhalten“, erklärt Bruder Dirk. Um sechs Uhr frühstücken die beiden gemeinsam. Bis vor etwa einem Jahr haben sich die Kreuzbrüder auch morgens zum Ge- bet getroffen. Seit Pater Vos selbst pflegebe- dürftig ist, geht das nicht mehr. „Das schaffen wir zeitlich nicht, ich muss ja uns beide mor- gens fertig machen“, sagt der 55-Jährige. Er selbst ist zu gleichen Teilen in der Kranken- pflege und der Seelsorge tätig. „Ich bin gebür- tiger Beyenburger“, erzählt er. 14 Jahre war er auch in anderen Kreuzherrenklöstern tätig, seit 20 Jahren lebt er wieder bei Pater Vos in Beyenburg. An 365 Tagen im Jahr steht er um 5.15 Uhr auf, Vos ist oft schon um 4 Uhr wach. Als Bruder Dirk vor 20 Jahren zurück nach Beyenburg kam, waren die Kreuzherren noch zu Dritt, doch ein Bruder ist inzwischen verstorben. Viele neue Klöster – aber nicht in Europa „Alle Kreuzherren, die in Deutschland ster- ben, werden hier in Beyenburg beigesetzt“, erzählt Bruder Dirk auf dem Weg zum Fried- hof. Die Sonne scheint auf die kleine Ecke, die dort für die Kreuzherren „reserviert“ ist. Der Friedhof wurde 1896 angelegt. Früher befand sich an gleicher Stelle der Gemüsegarten des Klosters. Zuletzt wurde im April dieses Jahres ein Bruder aus Bonn in Beyenburg beerdigt – wieder ein Kreuzherr weniger in Deutschland. Nachwuchs zu finden, ist schwierig gewor- den. „Ab und zu gibt es Nachfragen“, sagt Bru- der Dirk. „Aber wer tatsächlich dem Orden beitreten will, bleibt nicht in Beyenburg.“ Die Ausbildung erfolgt im Hauptkloster in den Niederlanden, wo auch noch jüngere Brüder leben. „Was soll der Nachwuchs auch hier mit uns alten Herren?“, fragt Bruder Dirk. Doch auch wenn sich in Deutschland nur wenig Nachwuchs findet, sind die Kreuzherren kein aussterbender Orden. „Auf der Südhalbkugel, in Indonesien und in Zaire, gibt es einen re- gelrechten Boom und auch große, neue Klös- ter“, erzählt Pater Vos. „Weltweit gesehen sind 50 Prozent des gesamten Ordens in der Ausbildung“, ergänzt Bruder Dirk. Ein Kloster des Ordens befindet sich sogar in einem india- nischen Reservat. „Das ist Onamia in Minne- sota. Auch der Name ist indianisch. Onamia bedeutet Tanzplatz“, sagt Pater Vos. Ein Fenster erzählt von kirchlichen Traditionen Das klösterliche Leben in Beyenburg ist be- schaulich geworden. Ab und zu kommen Pil- ger durch den Ort – der Wuppertaler Stadtteil liegt am Jakobsweg nach Santiago de Compo- stela. „Wir sind Pilgerstation, und bei uns be- kommt man auch den Pilgerstempel“, erzählt Bruder Dirk. Pilger, die eine Möglichkeit zum Übernachten suchen, sind im Kloster will- Seit Beginn der 1960er-Jahre wurde der Kircheninnenraum schrittweise komplett re- stauriert. Den Anfang machte die Freilegung der originalen Farbfassung des Hoch- altars. Zwischen 1965 und 1971 wurde dann auch die restliche Ausstattung des Kir- chenschiffs farblich angepasst und restauriert. Um die sensible Restaurierung und Abstimmung der Gesamtausstattung hat sich neben dem Kirchenvorstand auch Kreuzherrenpater Gerard Petrus Vos verdient gemacht. Restaurierung Das Chorgestühl der Kirche stammt aus der Spätgotik. Die Optik weist jedoch eine barocke Umarbeitung und Farbfassung auf.

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