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Einfach Bergisch 02-2014

einfach BERGISCH 75 einfach tierisch Klaus Stöcker, Inhaber der Straußenfarm Emminghausen, kümmert sich um mehr als 150 Vögel, an die er sich richtig nah herantraut. I m idyllischen Emminghausen im Bergischen Land lebt Falko mit Fee, Florida und Fronie in einer harmonischen Dreiecks-Be- ziehung zusammen. Aus der Verbindung sind bereits zahlreiche Nachkommen geboren worden. Klaus Stöcker sieht diese Ein- tracht weniger romantisch. Er ist nämlich der Inhaber der Strau- ßenfarm Emminghausen, auf der Falko und seine Damen mit über 150 weiteren Artgenossen leben. Damit gehört die weitläufige Anlage zu ei- ner der 25 größten deutschen Straußenfarmen und zu den vier größten in Nordrhein-Westfalen. Vor zehn Jahren übernahm er den elterlichen Reiterhof im Nebenerwerb. Gegenüber der Farm liegt seine Firma, ein metallverarbeitender Betrieb, in dem er mit 23 Mitarbeitern tätig ist. Doch mit der Zeit wurde ihm der Umgang mit den Pferden zu eintö- nig – er fing an, sich für exotischere Tiere zu interessieren. So wurde Klaus Stöcker auf die größten Vögel der Welt aufmerksam. Nach einem Praktikum auf der Straußenfarm Donaumoos bei Ulm und dem Ab- schluss einer Sachkunde-Prüfung, die ihn dazu berechtigt, die Tiere zu halten, schaffte er sich im Jahr 2008 eine Hahn und drei Hennen an. Denn so ein stattlicher Strau- ßenhahn wie Falko braucht eine adrette Haupthenne und mindes- tens eine Nebenhenne für sein Lebensglück. Mit der Haupthenne pflegt er dafür aber auch eine meist lebenslange Verbindung. In Emminghau- sen bestimmt Klaus Stöcker, wer mit wem zusammenlebt, denn es ist gar nicht so einfach, eine harmonische Gruppe zusammenzustellen. Je- der Vogel hat eben seinen eigenen Charakter. Zurzeit hat er sieben sol- cher „Straußengemeinschaften“ auf seinem Hof, die auf über acht Hektar wahlweise draußen auf der Wiese oder in einem geräumigen Stall zu- sammenleben. „Jedes Tier in der Gruppe braucht 500 Quadratmeter Lebensraum und muss selbst entscheiden können, ob es sich draußen oder drinnen aufhalten möchte“, erklärt Claudia Sagner, die jeden Sonntag Führun- gen über das weitläufige Gelände anbietet. Hier ist allerdings Vorsicht geboten: Ein Strauß kann aus dem Stand, wenn er sich bedroht fühlt oder verärgert ist, über einen zwei Meter hohen Zaun springen. Zudem sind die Tiere sehr schnell und leise. Das musste auch schon der Chef leidvoll erfahren, als er ein Ei aus einem Nest entnehmen wollte und ein Hahn, der noch vor Sekunden weit entfernt am Zaun stand, plötz- lich neben ihm auftauchte. Das hätte übel ausgehen können. Zum Glück rettete ihn ein Mitarbeiter, indem er den Strauß ablenkte. „Strauße sind sehr empfindliche Tiere und bekommen schnell einen Herzinfarkt. Man darf sie nicht erschrecken. Wenn sie beispielsweise in einen Transporter verladen werden, muss das ganz behutsam geschehen. Regen sie sich zu sehr auf, setzen sie sich hin und lassen sich nicht mehr bewegen. War eine Aktion tatsächlich zuviel für ein schwaches Straußenherz, kann es sein, dass das Tier zwei bis drei Wochen später an einem Infarkt stirbt“, sagt Claudia Sagner. Auf der Farm helfen drei festangestellte und zwölf freie Mitarbeiter. Claudia Sagner ist letzteres und arbeitet hauptberuflich in einem gro- ßen Leverkusener Unternehmen in der Marketing-Abteilung. Aber ihre Tierliebe und die Faszination, die die großen Vögel ausüben, hat sie zum Straußen-Fan gemacht. An einem Gehege kommt der Hahn Barney neugierig an den Zaun und beginnt, sie zu zwicken. Erstaunlich, wie groß die Tiere tatsächlich sind. Eine Henne erreicht bis zu 2,10 Meter Körpergröße und wiegt zwischen 90und110Kilogramm,einHahnkannbiszu2,50Meterngroßundbiszu 150 Kilogramm schwer werden. Barney zwickt Claudia Sagner wei- ter. Sie lächelt. „Das machen die Tiere bis zu 20 000 Mal am Tag. Sie müssen ihren Pick-Zwang ausleben können. Auf diese Weise finden sie ihre Nahrung, die aus Klee, Löwenzahn, Gras, Brennnesseln und Ge- treide besteht. In Emminghausen füttern wir nicht viel zu, im Winter beispielsweise Heu und Mais. Werden die Tiere zu viel gefüttert, wird ihnen langweilig und sie zwicken ihre Kollegen. Das erkennt man dann daran, dass sie kein Federkleid mehr haben, da sie es sich gegenseitig auspicken.“ Im Verlauf des Jahres schwankt das Nahrungsangebot für den Strauß. Die Brutzeit ist je nach geografischer Lage unterschiedlich, in Europa liegt sie ungefähr zwischen März und August. Der Hahn errichtet in- „Jedes Tier in der Gruppe braucht 500 Quadratmeter Lebensraum.“ Claudia Sagner

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