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Einfach Bergisch 02-2014

8 einfach BERGISCH einfach schick Altes Handwerk mit lebhafter Geschichte Kürzer, länger, enger, weiter Von der Kundin zur Chefin: Anke Schulz war erst 22 Jahre alt, als sie die Wuppertaler Schneiderei Burscheid übernahm. Bei ihr können Kunden noch Kleidungsstücke ändern oder ausbessern lassen. A nke Schulz rettet sie alle: Strick- jacken mit Löchern, Hosen, die zu eng geworden sind, T-Shirts mit aufgeribbelten Nähten. Lieblingsteile, die sonst schwe- ren Herzens aus dem Kleiderschrank aussor- tiert würden, sehen nach einem Besuch bei ihr wieder wie neu aus. Mehr als 24 Jahre ist es her, dass sie selbst Kundin in der Schneiderei Burscheid war. Da- mals war sie noch in der Ausbildung an einer Gewerblichen Schule, wo sie das Schneider- handwerk von der Pike auf gelernt hat. „Ich hab mir für meine selbstgenähten Sachen in der Schneiderei Knöpfe überziehen lassen“, erzählt die Wuppertalerin. Eines Tages fragte sie der damalige Inhaber Josef Burscheid, ob sie sich vorstellen könnte, seine Nachfolgerin zu werden. Da war sie gerademal 22 Jahre alt. „Ich hatte keine Ahnung und kein Geld“, sagt sie und lacht. Aber sie hat sich getraut – und sich mit Herzblut, Fleiß, Unternehmergeist und Geschick bis heute durchgesetzt. Dennoch musste sie mit ansehen, wie es ih- rem Handwerk mit der Zeit immer schlechter ging. Durch die Billigkleidung der Modeket- ten verlören die Menschen das Verständnis für das Schneiderhandwerk. „Die Leute wun- dern sich ja, wenn sie bei den Billigmodeket- ten eine Hose für 30 Euro bekommen und bei mir allein schon das Kürzen elf Euro kostet“, räumt die 46-Jährige ein. „Und ich kann kei- ne Hose für 60 Euro anbieten.“ Eine einfache Hose ohne Futter würde sie locker acht Stun- den Arbeit kosten. Bei einem Stundensatz von 40 Euro können die Maßanfertigungen vom Preis her nicht mit der Massenware mithal- ten, aber sie übertreffen sie in puncto Qualität und Individualität. Aber nicht nur das Verständnis für die Be- sonderheit ihres Handwerks, auch das Wissen um das, was möglich ist, schwinde. „Die Ar- beit ist so facettenreich: Wir können Löcher in Strickjacken ausbessern, Lieblingsjeans weiten, und zwar so, dass man es nicht sieht, Maßanzüge fertigen, Gardinen abnähen, Kleider enger oder weiter machen, Gürtel und Knöpfe mit Stoff überziehen, wir machen Fotos:AndreasFischer Anke Schulz ist mit ihrer Schneiderei in die Nordstadt umgezogen.

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